Siehe auch:
Rückzug aus den Gebieten:
Sharons
Beitrag zur Stärkung von Hamas
Ein israelischer Rückzug aus den Gebieten ohne Abkommen wäre ein Rückzug
zugunsten von Hamas. Jeder Rückzug, der nicht mit der PA vereinbart wurde,
übergibt Hamas die Kontrolle, da sie heute der am besten organisierte Faktor
auf der palästinensischen Seite ist...
Soundfiles (Yiddish):
politik/sharon-0j.rm,
politik/sharon-1j.rm und speziell zu Beilin:
politik/sharon-2j.rm
Der falsche Weg aus Gaza
[ARABIC] [HEBREW]
[ENGLISH]
Yossi Beilin
Premierminister
Ariel Sharons Ankündigung seiner Absicht zum einseitigen Abzug aus dem
Gazastreifen, als auch aus einer kleinen Anzahl von Siedlungen in der West
Bank, hat das politische System Israels in helle Aufregung versetzt – wobei
viele in der linken Mitte, besonders die Arbeitspartei, ihre Unterstützung
signalisiert haben.
Solch breite öffentliche Unterstützung ist
nicht überraschend. Es ist schwer, ein Angebot nicht willkommen zu heißen,
das ein Ende der Besetzung der am dichtesten bevölkerten palästinensischen
Region verspricht. Aber israelischer Enthusiasmus – oder genauer, das
erleichterte Aufatmen – über einen zukünftigen Rückzug aus Gaza sollte uns
nicht blind machen gegenüber dem inhärenten Risiko von Sharons Plan.
Genausowenig sollten wir die Alternative nicht aus dem Auge verlieren, die
Israel wählen sollte: Rückzug innerhalb des Rahmens eines Abkommens über
einen permanenten Status.
Das größte Risiko, das einer einseitigen
Aktion zugrundeliegt, ist die Stärkung von Extremisten. Durch die einseitige
Aktion entwertet Sharon den Wert derjenigen palästinensischen Pragmatiker,
mit denen er einen solchen Rückzug hätte verhandeln können. Er gibt
stattdessen den Extremisten recht, die argumentierten, es habe keinen Sinn,
mit Israel irgendetwas zu besprechen, nicht, weil Israel sich niemals
bewegen würde, sondern weil Israel sich irgendwann doch bewegen wird, ohne
einen Preis festzulegen.
Durch das Angebot, sich einseitig
zurückzuziehen, riskiert es Sharon, eine Gelegenheit zu verpassen, die
irgendeine Form der Anerkennung – zumindest – der Grenze, hinter die Israel
plant, sich zurückzuziehen, bedeuten könnte. Somit riskiert ein einseitiger
Rückzug eher, den Konflikt zu verewigen und vielleicht zu intensivieren, als
die Lage zu stabilisieren, um nicht zu sagen, den Konflikt zu beheben.
Es ist unerträglich immer wieder beobachten
zu müssen, wie Sharons Aktionen die Extremisten belohnen und stärken,
während die Pragmatiker bestraft und geschwächt werden. Gerade wie beim
Gefangenenaustausch im letzten Monat, wo Sharon der Hezbollah zugestanden
hat, was er Mahmoud Abbas, den wir als Abu Mazen kennen, verweigert hat, als
er Palästinensischer Premierminister war. Jetzt schlägt er vor, der Hamas zu
geben, was er dem jetzigen Premierminister hätte geben sollen, Ahmed Qurei,
bekannt als Abu Ala.
Das ist schlecht für Israel. Es ist
verheerend für Palästinenser. Und im ganzen Kontext des globalen Kampfes
gegen den Terror kann man Sharons Verhalten schwerlich als hilfreich
bezeichnen.
Die Alternative zum einseitigen Rückzug ist
klar: Rückzug innerhalb des Rahmens eines Abkommens über einen permanenten
Status.
Die Bedingungen für solch ein Abkommen sind
kein Geheimnis. Präsident George W. Bush hat seine Vision für ein solches
Abkommen dargelegt in einer Rede, vor mehr als anderthalb Jahren. Das
Quartett (Vereinigte Staaten, Vereinte Nationen, Europäische Union und
Rußland) hat eine Road Map entworfen, mit dem Ziel, die Parteien zu einem
solchen Abkommen zu führen. Unlängst hat eine Gruppe israelischer und
palästinensischer Bürger das Genfer Abkommen beschlossen, das als Model
dienen könnte für ein solches Abkommen. Eine kürzere Version, ebenfalls
entworfen von Israelis und Palästinensern, ist das Ayalon-Nusseibeh-Abkommen
über generelle Richtlinien für den Frieden.
Ein Abkommen zu erreichen ist durchaus
durchführbar, und der Partner dazu ganz gewiss vorhanden
Wie die Genfer Initiative auch Sharon überdeutlich hätte
demonstrieren müssen, gibt es – immer noch - eine bedeutende pragmatische
Führerschaft auf der palästinensischen Seite. Für wie lange hängt wohl sehr
davon ab, ob Israel sich dafür entscheidet, diese Führung abzuweisen oder
ihre Basis zu stärken. Eines ist sicher: zieht man den Pragmatikern den
Boden weiterhin unter den Füßen weg, werden irgendwann keine mehr übrig
bleiben.
Anstatt einseitig abzuziehen, sollte Sharon deshalb anbieten,
sich im Rahmen eines Abkommens aus Gaza zurückzuziehen. Selbst wenn Sharon
Genf nicht umarmen kann, könnte er mit Verhandlungen über einen permanenten
Status mit der palästinensischen Führung beginnen über alle Fragen, wie es
sich die Road Map vorstellt. Der Segen eines solchen Abkommens ist
ausschlaggebend: gegenseitige Anerkennung, eine vereinbarte Grenze
(Jerusalem eingeschlossen), bilaterale Sicherheitsabkommen, eine Resolution
über das palästinensische Flüchtlingsproblem und normale Beziehungen
zwischen Israel und der gesamten arabischen Welt.
Die Debatte in Israel wird geführt zwischen denen, die an
Verständigung glauben, und denen, die daran nicht glauben. Trotz der
allbekannten Ängste, ein Abkommen über einen permanenten Status
abzuschließen – es würde nicht eingehalten von der anderen Seite, es würde
Israel einem feindlichen gesinnten Nachbarstaat ausliefern und so weiter –
ist es schwer zu übersehen, daß einseitiges Disengegement Israel bestenfalls
dem ausliefert, was ein umfassendes Abkommen Israel schlimmstenfalls
bescheren würde.
Und während Israel nicht mehrzüngig sein muß, um seine
Sicherheit und seinen Unterhalt auf der besten aller möglichen Welten aufs
Spiel zu setzen, sollte es auch nicht defätistisch darin sein, ständig, wie
es Sharon tragischerweise tut, für das schlimmste zu planen.
Es hat die israelische Rechte zu viele Jahre gekostet, zu
realisieren, daß Israel kein Interesse daran hat, den Gazastreifen im Griff
zu halten. Diese Jahre haben unsägliches Leid und Tod auf beiden Seiten
gekostet, die Reibung intensiviert und den Konflikt verfestigt. Es ist ein
erstaunliches Paradox, daß jetzt, wo die Rechte der Realität entgegensehen
will, sie es sich nur vorstellen kann, dies mit einer Art trotziger
Resignation zu tun, wenn es sie doch so einfach mit einem umfassenden
Abkommen tun könnte.
Wozu etwas in eine Drohung verwandeln, was anderenfalls so
vielversprechend sein könnte?
Der Autor ist ein früherer Justizminister und einer der
Architekten des Genfer Abkommens.
International Herald Tribune, February 11, 2004,
http://www.iht.com/frontpage.html.
Übersetzung: Christiane Schiemann
US-Umfrage:
Eine schweigende Mehrheit für
den Frieden
Im Gegenteil zu dem, was einige denken mögen, favorisieren
amerikanische Juden stark die politischen Kandidaten, die das aktive
US-Engagement im israelisch-palästinensischen Friedensprozess stärken, die
zustimmen, daß Amerika unparteiisch sein muß, wenn es Makler eines
Friedensvertrags sein möchte, und die Präsident Bush schlechte Noten geben
für seine Handhabung, des arabisch-israelischen Konfliktes, übereinstimmend
mit einer jüngeren Telefon-Umfrage im Auftrag der Americans for Peace Now...
Common Ground News Service
– February, 2004
CGNews promotes constructive perspectives and dialogue about current Middle
East issues.
From the Common Ground News Service
hagalil.com 22-02-2004
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