Eine schweigende Mehrheit für den Frieden
[HEBREW] [ENGLISH]
Debra DeLee
Es ist wieder Zeit der Umfragen, und es ist wichtig für
Kandidaten, sich daran zu erinnern, daß die lauteste Stimme einer
Gemeinschaft nicht immer die Gedanken derjenigen widerspiegelt, die die
Stimme zu vertreten behauptet. Im Gegenteil zu dem, was einige denken mögen,
favorisieren amerikanische Juden stark die politischen Kandidaten, die das
aktive US-Engagement im israelisch-palästinensischen Friedensprozess
stärken, die zustimmen, daß Amerika unparteiisch sein muß, wenn es Makler
eines Friedensvertrags sein möchte, und die Präsident Bush schlechte Noten
geben für seine Handhabung, des arabisch-israelischen Konfliktes,
übereinstimmend mit einer jüngeren Telefon-Umfrage im Auftrag der Americans
for Peace Now.
Gleichzeitig unterstützt die Gemeinschaft der amerikanischen
Juden die Genfer Übereinkommen, die inoffiziellen Friedensvereinbarungen,
erreicht zwischen führenden israelischen und palästinensischen Gemäßigten,
die zu einem palästinensischen Staat neben Israel mit Jerusalem als der
geteilten Hauptstadt beider Länder.
Fünfhundert amerikanische Juden kamen in die zufällige
Auswahl der Befragung, durchgeführt von Zogby International vom 12. bis zum
15. Januar. Die Umfrage hatte eine Fehlerquote von plus/minus 4,5%.
Die Befragung stellte fest, daß 71,6% der amerikanischen
Juden wahrscheinlich einen politischen Kandidaten unterstützen würde, der
sagt, die Vereinigten Staaten müßten aktiv eingebunden werden in die
Versuche, Frieden zwischen Israelis und Palästinenser zu bringen.
Während Teile der organisierten Gemeinschaft amerikanischer
Juden empfindlich reagierten, als der demokratische Kandidat Howard Dean
vorschlug, die Vereingigten Staaten müßten unparteiisch sein bei dem
Versuch, Makler eines Friedensvertrages zu sein und den
israelisch-palästinensichen Konflikt zu beenden, glauben darüberhinaus 67,8%
der amerikanischen Juden, daß dies der richtige Weg für Amerika sei, sich
den Verhandlungen zu nähern.
Präsident Bushs fehlendes Engegement in einen
Friedensprozess, den amerikanische Juden unterstützen, gaben wenig
überraschend 76% der amerikanischen Juden eine negative Bewertung seiner
Handhabung des arabisch-israelischen Konfliktes, 37,9% nannten sie gerecht,
38,1% dürftig.
Die Umfrage stellte auch eine Reihe von Fragen zu den Genfer
Übereinkommen. Zunächst wurden die Teilnehmer nach ihrer Sicht über Genf
befragt. 43,2% der amerikanischen Juden sagten, daß sie die Abkommen stark
oder etwas unterstützen, während 8,9% sie nicht unterstützen. Gleichwohl
sagte ein signifikanter Teil der Gemeinschaft (44,4%), daß er damit nicht
vertraut genug sei, um eine Meinung bilden zu können.
An zweiter Stelle wurden die Teilnehmer gefragt, ob sie mehr
oder weniger wahrscheinlich die Genfer Übereinkommen unterstützen würden,
nachdem sie eine Zusammenfassung des Abkommens vorgelesen bekommen hatten.
Sie bekamen gesagt, Genf beinhalte: eine Ende des
israelisch-palästinensischen Konfliktes, die Einrichtung eines
demilitarisierten Palästinensischen Staates neben dem Staat Israel, die
gemeinsame Verpflichtung zur Sicherheit und dem Kampf gegen den Terror, die
Räumung der meisten israelischen Siedlungen, die Schaffung einer Grenze in
etwa entlang der Grünen Linie von 1967, eine Resolution zur
Flüchtlingsfrage, die im Einklang stehe damit, daß Israel die Souveränitat
über seine Einwanderungspolitik behält, geteilte Souveränitat über die
heiligen Stätten Jerusalems und Jerusalem als geteilter Hauptstadt beider
Staaten.
Nachdem sie mehr über das Dokument erfahren hatten, sagte
eine Mehrheit von amerikanischen Juden (50,2%), sie würden Genf
wahrscheinlich unterstützen, 22,4% sagten, dies sei weniger wahrscheinlich,
16.7% sagte, die Zusatzinformationen würden ihre Meinung nicht beeinflussen,
und 10,7% waren nicht sicher. Dieses Niveau der Unterstützung für Genf ist
noch eindrucksvoller, wenn man es vergleicht mit Schätzungen über die
Zustimmung, geäußert von Israelis und Palästinänsern, die sich um die 40%
bewegten.
Die Teilnehmer wurden dann gefragt nach spezifischen
Bestandteilen der Genfer Übereinkommen. Das Abkommen ruft nach
internationalen Geldgebern und Friedenstruppen, die bei der Verwiklichung
helfen sollen. Amerikanische Juden waren aufgeschlossen gegenüber
amerikanischer Beteiligung auf beiden Gebieten, finanzielle Hilfe bekam aber
mehr Zustimmung (83,9%) als der Einsatz von US-Friedenstruppen (61,8%)
Die Eingangsrede von Genf fordert die Anerkennung, daß das
Jüdische Volk ein Recht auf einen eigenen Staat hat, und daß das
Palästinensischen Volk ein Recht auf einen eigenen Staat hat.
Gemäß Genf würden Palästinensische Flüchtlinge berechtigt
sein, Entschädigung für ihren Flüchtlingsstatus und den Verlust von Eigentum
zu bekommen, wie auch das garantierte Recht, sich im neuen Palästinensischen
Staat oder in Drittländern niederzulassen. Überdies würde Genf Israel
eraluben, souveräne Entscheidungen zu treffen darüber, wie viele
Flüchtlinge, wenn überhaupt, innerhalb seiner Grenzen zugelassen würden.
Ganze 60,3% der Amerikanischen Juden sagten, sie unterstützen diese
Formulierung, verglichen mit 25,9%, die sich dagegen stellten.
Für amerikanische Juden ist die umstrittenste Maßnahme die
Forderung nach Jerusalem als geteilter Hauptstadt sowohl eines zukünftigen
Palästinensischen Staates als auch des Staates Israel. Dennoch sagte eine
Vielzahl (46,9%), sie unterstützen die arabische Nachbarschaft eines
Jerusalems, das als Palästinensische Hauptstadt anerkannt würde und die
jüdische nachbarschaft eines Jerusalems als israelischer Hauptstadt. 39,4%
sagten, sie widersetzen sich diesem Arrangement.
Die jüngste Umfrage unter amerikanischen Juden stellte fest,
daß unsere Gemeinschaft den israelisch-palästinensischen Friedensprozess –
und die amerikanischen politischen Führungskräfte, die ihn stärken – weitaus
mehr unterstützt, als manche glauben.
Dies ist eine wichtige Lektion für Politiker, die sie sich
merken sollten auf ihren Wahlkampfreisen.
Debra DeLee ist Präsidentin und "CEO" der Americans for Peace
now. Quelle: The Forward, 5. Februar 2004,
www.forward.com.
Übersetzung: Christiane Schiemann
Yossi Beilin:
Der falsche Weg aus
Gaza
Es hat die israelische Rechte zu viele Jahre gekostet, zu realisieren, daß
Israel kein Interesse daran hat, den Gazastreifen im Griff zu halten. Diese
Jahre haben unsägliches Leid und Tod auf beiden Seiten gekostet, die Reibung
intensiviert und den Konflikt verfestigt. Es ist ein erstaunliches Paradox,
daß jetzt, wo die Rechte der Realität entgegensehen will, sie es sich nur
vorstellen kann, dies mit einer Art trotziger Resignation zu tun, wenn es
sie doch so einfach mit einem umfassenden Abkommen tun könnte...
Common Ground News Service
– February, 2004
CGNews promotes constructive perspectives and dialogue about current Middle
East issues.
From the Common Ground News Service
hagalil.com 07-03-2004
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