Demonstration vor dem Gerichtssaal:
"Barghouti an den Verhandlungstisch, nicht ins Gefängnis!"
14.07.03
info@gush-shalom.org internationale Veröffentlichung
Es war eine ziemlich ungewöhnliche Szene heute morgen im
Bezirksgericht von Tel-Aviv, als der Barghoutiprozess beginnen sollte. Wir
wurden nicht in den Saal, wo der Prozess stattfinden sollte, hineingelassen,
wir, das heiß: Gush Shalom Aktivisten jeglichen Alters und eine Anzahl an
Kameras & Journalisten. Alle wurden zu einem anderen Saal geführt, auf einer
anderen Etage, wo es möglich sein sollte, das Verfahren auf einer
Videoleinwand zu verfolgen.
Richter nehmen Generalstaatsanwalt wegen Vorverurteilung
Barghoutis unter Beschuss
Der Generalsekretär der West Bank Fatah Bewegung und Führer
der Tanzim, Marwan Barghouti, weigerte sich am Montag in seinem Prozess vor
dem Bezirksgericht von Tel-Aviv auszusagen, wobei er den Vorwurf machte,
dass das Ergebnis des Gerichtsfalles bereits vorherbestimmt sei.
Das Bezirksgericht in Tel-Aviv war am Montag im Begriff,
Verteidigungsargumente im Prozess gegen Barghouti, der einer Reihe von
Morden und der Verantwortung für andere Terrorakte beschuldigt wird,
anzuhören.
Barghouti, der vorgesehen war für seine Aussage am Montag, entschloss sich,
dies nicht zu tun, wobei er sagte, dass der Prozess "inszeniert" und sein
Ausgang vorherbestimmt sei. Barghouti behauptet, dass es keine Zweck habe
auszusagen, da es keine Aussicht gäbe, dass er einen fairen Prozess in
Israel erhalten werde.
Um seine Behauptung zu untermauern zitierte Barghouti Generalstaatsanwalt
Elyakim Rubinstein, der vor zwei Wochen von ihm als einem "Architekten des
Massenmordterrorismus sprach." Er sagte, dass Rubinsteins Bemerkungen eine
"eklatante" Einmischung in das Rechtsverfahren gegen ihn darstellten.
Auch die Richter des Bezirksgerichts verurteilten Rubinsteins Bemerkungen,
wobei die vorsitzende Richterin Sara Sorota sagte, dass die Bemerkungen eine
Vorverurteilung in einen noch rechtsanhängigen Verfahren seien. Barghouti
sei noch nicht wegen der Beteiligung am Terrorismus verurteilt.
Barghouti wird der Leitung und Durchführung von Selbstmordanschlägen auf
israelische Ziele beschuldigt und ist angeklagt wegen Mordes und versuchten
Mordes. Barghouti, der von israelischen Kommandos im April letzten Jahres in
Ramallah verhaftet worden war, hat jedoch gesagt, dass er eine Rolle im
"legitimierten Widerstand" gespielt hat.
Barghouti behauptet, dass ein israelisches Gericht weder die Macht der
Rechtssprechung über ihn besitze noch das Recht, ihn zu verurteilen, und
dass er nie eine Chance für einen fairen Prozess gehabt habe. Er witzelte,
dass "eine politische Entscheidung mich zu verurteilen gefällt worden ist,
und meine Chancen freigesprochen zu werden ähnlich sind wie die Chancen von
[Shinui Führer Yosef] Tommy Lapid, dass er Führer der Shas Partei werde."
Barghouti erklärte, dass "die israelischen Besatzer nicht
bereit sind, mir einen Gerechten Prozess zu gewähren. Wir [die
Palästinenser] werden nicht aufgeben bis wir die Unabhängigkeit erreicht
haben. Wir werden Tötungen und Absperrungen nicht fürchten."
Er fügte hinzu, dass die israelische Regierung nie auf irgendeine der
palästinensischen Initiativen reagiert hat, den Verhandlungsprozess voran zu
bringen und nicht zulässt, dass die Spannungen zwischen den beiden Seiten
sich beruhigen.
Barghouti, der eine treibende Kraft dabei war, die palästinensischen
militanten Gruppen dazu zu bringen, der Hudna oder einer befristeten
Waffenruhe beizustimmen, hat auch einen Einspruch eingelegt gegen die
Bedingungen, in denen er in den letzten 10 Monaten festgehalten wurde. Er
behauptet, dass "sie versuchen, mich zu töten. Ich bekomme keine
medizinischen Mittel," und fährt fort mit der Beschreibung der strengen
Bedingungen, in denen er festgehalten wird. Er sagt weiterhin, dass er in
Isolationshaft gehalten wird und es seiner Familie nicht erlaubt wird, ihn
zu besuchen.
Das Gericht lehnte jedoch seinen Einspruch ab und verlängerte seine
Untersuchungshaft für weitere sechs Monate in Einzelhaft, wobei es sagte,
dass es keine Veränderung bei den Umständen gäbe, die dazu geführt hatten,
dass das Gericht vor sechs Monaten dazu veranlasste, ihn in Einzelhaft zu
nehmen.
Vor der Sitzung des Gerichts am Montag demonstrierten Gush Shalom
Friedensaktivisten in dem Gerichtsgebäude, wobei sie Barghoutis Freilassung
forderten. Die Demonstranten hielten Schilder hoch, auf denen stand
"Barghouti an den Verhandlungstisch, nicht ins Gefängnis." Die
Protestierenden mussten mit Gewalt aus dem Gerichtsgebäude entfernt werden,
bevor der Prozess beginnen konnte.
Uri Avnery meinte zu Journalisten: "Die Freilassung von Gefangenen würde ein
solch enormes Zeichen von gutem Willen schaffen. Und Barghouti, der dazu
half, dass die Waffenruhe zustande kam - er könnte so viel mehr tun, wenn er
draußen wäre."
Die Transparente der Demonstranten wurden zerstört. Der (neue) Historiker
Teddy Katz wurde bei dem Tumult verletzt und musste zur medizinischen
Versorgung in das nahegelegene Ichilov Hospital gebracht werden.
Fotos von der Aktion werden zu finden sein auf
www.gush-shalom.org -
http://www.haaretz.com Von Assaf Bergerfreund,
Ha'aretz Korrespondent und Ha'aretz Service
Die
binationale Lösung:
Barghoutis Schreckgespenst - Barghoutis Trick
hagalil.com 02-08-2004 |