"... und dieser Junge wird 80":
Uri Avnery feierte seinen 80.Geburtstag

Am 10. September 2003 jährte sich zum 80. Male Uri Avnerys Geburtstag. In
Hannover geboren wanderte er als Junge mit seinen Eltern nach Palästina aus,
wurde ziemlich schnell politisch aktiv in der jüdischen
Unabhängigkeitsbewegung, verfasste zahlreiche Artikel im Sinne eines neuen
"semitischen" Selbstbewusstseins.
Nach seiner Teilnahme am
Unabhängigkeitskrieg kehrte er schwer verwundet zurück. Angesichts seiner
Erfahrungen im Krieg begann er sich mehr und mehr kritisch zur israelischen
Auseinandersetzung mit den Arabern zu äußern. In den 60er Jahren kaufte er
die bankrotte Zeitung, "Haolam Haseh", auf und machte sie zu einer
unkonventionellen, aber unerwartet einflussreichen Zeitung, die einzige
Zeitung in dieser Periode, die sich provokative Äußerungen gegen das
Establishment erlaubte. In den 70er Jahren gründete er eine Partei,
die sich später mit anderen Listen zusammenschloss
und betätigte sich zehn Jahre ohne Unterbrechung als Parlamentarier, der
keine Scheu zeigte, sich mit der Regierung anzulegen.
1982 machte er Schlagzeilen als
er während dem Libanonkrieg als Journalist die Fronten überquerte, um Arafat
zu treffen. Seitdem widmete er sich einem unermüdlichen Engagement für die
israelische Friedensbewegung und wurde zu einer teils umstrittenen, teils
verehrten Symbolfigur des israelischen Friedenslagers.
Zu den vielen Glückwünschern
gehörten an diesem Abend, der ihm zu Ehren im Kulturzentrum "Zavvta"
in Tel Aviv abgehalten wurde, unter anderen Shulamit Aloni, früher u.a.
Bildungsministerin in der zweiten Regierung Rabin, Ahmed Tibi,
Loba Eliav, Alex Massis, Amnon Zichroni, Yitzhak Livni,
Haim Baram u.v.a.
In seiner Dankesrede bezeichnete
sich Uri Avnery selbst als Optimist. Zwei Ereignisse haben diese
Lebenseinstellung geprägt: Die Erfahrung von 1942 als Palästina von drei
Richtungen her - aus Libyen, Kreta und dem Kaukasus aus - von heranrückenden
deutschen Truppen bedroht zu sein schien. Erst hinterher stellte sich
heraus, dass die deutschen Truppen am Ende ihrer Reserven waren.
Die zweite Ermutigung zu seinem Optimismus komme von der Tatsache, dass
seine Ideen und die seiner Mitstreiter, für die sie als naiv und dumm
verlacht worden seien, heute zum gesellschaftlichen Konsensus gehören, so
zum Beispiel ihre Forderung nach einem israelischen und einem
palästinensischen Staat, die nebeneinander existieren.
igb -
hagalil.com
14.09.2003 |