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Promises - endlich auf Video!


 

Friedliche Soap Opera fesselt die Palästinenser:
Was wird Ahmad tun ?

Nicole Gaouette

Text in English

JERUSALEM- Ahmad kämpft, er kämpft gegen den Sog der Gewalt, aber der palästinensische Oberschüler gerät schwer ins Straucheln. Er schwänzt die Schule, er trennt sich von seiner Freundin, und in ihm kocht der Zorn hoch, der Zorn, der ihm sagt, dass nur noch der Weg der Gewalt bleibt, um Israels Präsenz in den besetzten Gebieten zu beenden.

In dem Café, in dem Ahmad einen Teilzeitjob hat, machen sich die Stammkunden Sorgen, vor allem, nachdem er durch seine Prüfungen durchfällt. Wird Ahmad dem Ruf der Gewalt widerstehen ? Oder sollte es am Ende doch noch einen anderen Weg geben ?

13 Wochen lang beschäftigten diese Fragen die Fantasie der palästinensischen Jugendlichen letzten Sommer. Man konnte sie zweimal pro Woche am Radio kleben sehen, wie sie den Äther nach Sendern durchforsteten, die "Die Heimat ist unsere Heimat", die Seifenoper über Ahmad, seine Freunde und seine Familie ausstrahlten.

Die Radioserie ist die erste ihrer Art hier und hat die Absicht, friedliche Formen der Konfliktlösung zu fördern. Ähnliche Programme in Afrika haben geholfen, ethnische Spannungen abzubauen und den dortigen Gesellschaften neue Wege der Koexistenz aufgezeigt.

Nach dem großen Erfolg von "Die Heimat ist unsere Heimat" legen die Macher des Programms jetzt eine zweite Serie auf, die die Kreativität der Palästinenser anregen soll, damit sie sowohl im Konflikt mit Israel als auch im Streit untereinander neue Lösungen finden können.

"Wir wollen versuchen, alles und jeden in den Versuch einzubinden, diese völlig verfahrene Situation zu verändern. Die Menschen müssen endlich gewaltlose Wege erkunden, um dies zu erreichen" , meint Lucy Nusseibeh, die Direktorin von MEND (Middle East Non-violence and Democracy), der Gruppe, die hinter der Serie steckt. "Die Form, in der das geschieht, ist uns dabei vollkommen egal."

Die Organisation MEND, die ihren Sitz in Jerusalem hat, trainiert politisches Führungspersonal und engagierte Mitbürger darin, friedliche Wege zu beschreiten und war schon länger auf der Suche danach, einen Weg zu finden, um ihre Botschaft einem breiteren Publikum zu vermitteln.

Als die Idee einer Seifenoper im Jahr 2001 geboren worden war, trat dann die amerikanische Organisation SFCG (Search for Common Ground) mit Sitz in Washington mit auf den Plan.

SFCG betreibt Programme zur Konfliktlösung in Asien, Afrika, Europa und dem Nahen Osten. Nachdem die Verantwortlichen schon sieben Hörspiele in anderen Konfliktgebieten produziert haben, wissen sie um die subtile Heilkraft, die im Erzählen von Geschichten liegt.

In Burundi schalten stolze 85 % der Bevölkerung ein, wenn "Unsere Nachbarn, wir", die Seifenoper der Gruppe über Hutu- und Tutsi-Familien im Radio läuft.

Eine unabhängige Auswertung bescheinigte der Sendung, die seit 1997 läuft, einen fundamentalen Eindruck auf die Mentalität seiner Hörer zu machen. Die Seifenoper hat "positive Auswirkungen auf die Beziehungen der beiden Völker gehabt", schrieb "Management Systems International", ebenfalls mit Sitz in Washington, in einer Einschätzung, die im September des Jahres 2000 für die USAID (United States Agency for International Development) erstellt wurde, die das Programm finanzierte.

Das Programm sprach offen Tabuthemen an. "Die Soap hat den Leuten überhaupt erst einmal das sprachliche Rüstzeug gegeben, mit dem sie Dinge wie Völkermord, die Verwicklung von Politikern, Konfliktabläufe und Volkstum überhaupt diskutieren können", sagt Francis Rolt, der Direktor des "Common Ground Radio" und Berater des palästinensischen Projekts.

Er fügt hinzu, dass einige der burundischen Charaktere schon so etwas wie Archetypen geworden sind. "Wenn sie sich unterhalten, sagen die Leute ab und zu: "Du benimmst dich genau wie Pierre!" meint Rolt.

Ein junges Publikum ansprechen

Die Leute hinter "Die Heimat ist unsere Heimat" streben den gleichen Kultstatus für ihre Sendung an, die für 15- bis 25-jährige geschrieben ist.

"Die Grundbotschaft ist die, dass aktive Gewaltlosigkeit unterstützt werden muss. Sowohl als alternative Widerstandsstrategie als auch als Grundhaltung", sagt der Projektkoordinator von MEND Fadi Rabieh. "Es geht dabei um Respekt, die Verantwortung des Einzelnen, Selbstvertrauen und die Erziehung der Bürger, damit sie die Gewaltlosigkeit als Mittel erkennen, eine zivile, demokratischen Gesellschaft aufzubauen. Wenn die Leute gewaltsam Widerstand leisten, werden sie in einem eigenen Staat genauso ihre Streitigkeiten austragen."

In den letzten drei Jahren der Auseinandersetzung mit Israel war es schwer für Palästinenser, öffentlich dem gewaltsamen Treiben von Gruppen wie der Hamas und der mit Arafat verbundenen Al Aqsa Brigaden entgegenzutreten. Bei andauernder Gewalt schwand jedwede Neigung zum Widerspruch.

Dieser Umstand besorgte Fuad Najab, der Chef der "Sky Advertising Co." mit Sitz in Ramallah, die die Serie sponserte.

"Wir hatten eine Menge Bedenken, das Thema Gewaltlosigkeit zu diskutieren, während die ersten Nachrichten jeden Morgen im Radio von durch Israel zerstörten Häusern und bei israelischen Einmärschen getöteten Menschen handeln." sagt er. "Die Sender äusserten sich besorgt, dass sie angegriffen würden für die Ausstrahlung einer Seifenoper, die von der USAID gesponsert würde. Wenn die Leute an die USA denken, denken sie an deren Truppen im Irak und auch an ihre Politik , die, obwohl sie nicht direkt gegen die Palästinenser gerichtet ist, so doch die Handlungen von Premier Sharon deckt."

Najab sagt auch, dass es Zeit ist, den jungen Palästinensern zu zeigen, "sie könnten sehr wohl mit ihrer Familie, ihren Nachbarn, ihren Freunden Hand in Hand arbeiten und ihre Überzeugungen gewaltfrei umsetzen." Nichtsdestotrotz erwartete er "Widerstand".

Es geht nicht darum, für eine Seite Partei zu nehmen: Der Schlüssel dazu, dieser Art Gegnern den Wind aus den Segeln zu nehmen, liegt laut Holt im Drehbuch. "Man geht die Probleme nicht direkt an, sondern zeigt vielmehr Parallelen auf, so dass die Zuhörer sich mit Ideen identifizieren, nicht mit einer Seite und erkennen, dass sie sich genau in der Mitte befinden."

Holt vertritt die Auffassung, dass realistisch gezeichnete Charaktere mit Identifikationspotenzial, die sich in ihren Einstellungen entwickeln, die Zuhörer mit in ihre Welt hereinziehen.

In "Die Heimat ist unsere Heimat" gelangt Ahmad an den Tiefpunkt, als er in der Schule durchfällt, seine Zukunft unendlich trostlos erscheint und seine Beziehung zerbricht.

Einer seiner Freunde wandert ins Gefängnis, eine Freundin, die durch eine Scheidung ihr Gesicht verloren hat, hat einen Selbstmordversuch unternommen. Die Soap folgt ihren Lebensläufen.

"Die Heimat ist unsere Heimat" ging im Juni bei neun Sendern in der West Bank und in Gaza in
15-Minuten Folgen auf Sendung. Najab schätzt, dass sie etwa 60 Prozent der Zielgruppe erreicht.

Wir wollen mehr:
Die Reaktion kam prompt.
Die Hörer forderten mehr und längere Folgen, öfters pro Woche.

"Wir bekamen jede Menge Anrufe, die nach der Sendung fragten", sagt Kifah Awad von Amwaj Radio in Ramallah. "Es kam richtig gut an, weil das Material uns an unsere eigenen Leben erinnert hat."

MEND Projektkoordinator Rabieh setzt große Hoffnungen auf die zweite Staffel.

"Sie wird eine Menge verändern", meint er. "Vielleicht nicht sofort, aber die Menschen waren praktisch süchtig nach der ersten Staffel. Es sprach Kernprobleme von uns an, darunter, wie wir der Besatzung begegnen können, wie wir Frauen behandeln und wie wir miteinander umgehen."

Nicole Gaouette schreibt für The Christian Science Monitor, January 7, 2004, csmonitor.com

Übersetzung: H. Waldenberger

From the Common Ground News Service
hagalil.com 18-12-2003

hagalil.com 31-01-2003

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