"HUNGRIG NACH DIALOG":
ISRAELIS UND PALÄSTINENSER IM KOSTENLOSEN
FRIEDENS-CHAT
Alles hat mit einer falschen Telefonnummer
angefangen. Eines Tages wählte die Israelin Natalia Wieseltier
versehentlich eine fremde Nummer. Am anderen Ende der Leitung
meldete sich plötzlich eine Palästinenserin im Westjordanland. Die
zwei fingen an, über sich und ihren Alltag zu reden - hier in Israel
und dort in den palästinensischen Autonomiegebieten. Natalia
Wieseltiers Erlebnis drang bis zu der israelischen
Arbeitsgemeinschaft "Parent's Circle - Families Forum" vor.
Der Initiativkreis umfasst über 200 israelische
und über 200 palästinensische Elternpaare. Jedes von ihnen verlor
Familienangehörige oder nahestehende Personen durch die gewaltsamen
Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre. "Aus unserer eigenen
schmerzvollen Erfahrung wissen wir, dass es nichts bringt, sich in
stiller Verzweiflung von allem zu isolieren. Wir müssen wieder
anfangen, miteinander zu reden - gerade mit denjenigen auf der
anderen Seite", so Mitglieder des Arbeitskreises.
Im vergangenen Oktober startete das Aktionsbündnis den einmaligen
Versuch, den Dialog zwischen Israelis und Palästinensern durch ein
kostenloses Kontakttelefon zu erleichtern: "Hello Peace, Hello
Shalom, Hello Salaam" soll so viele Menschen wie möglich zum
Gespräch mit der jeweils anderen Seite bewegen und der Welt zeigen,
dass beide Seiten "dialoghungrig" sind. Wer die Nummer des
Kontakttelefons wählt, um mit jemanden in Dialog zu treten, wird von
einem Computer automatisch an die Stelle verbunden, die zuvor
denselben Wunsch geäußert hat. Die Gespräche können in Hebräisch,
Arabisch oder Englisch 30 Minuten lang kostenlos geführt werden. Das
Projekt wird von der Europäischen Union, der amerikanischen
Regierung und privaten Spendern unterstützt.
In acht Monaten wurden mehr als 210.000 Anrufe registriert, die zu
einem Telefongespräch führten. "Unser Ziel ist, die Empathie auf
beiden Seiten zu stärken", sagt Roni Hirshenson der Organisation
"Parent´s Circle", "Israelis betrachten Palästinenser als
Terroristen, und Palästinenser betrachten Israelis als Soldaten und
Siedler. Das muss ein Ende haben", so Hirshenson, der seinen
ältesten Sohn 1995 durch einen Terroranschlag auf eine
Bushaltestelle verlor. Als kurz darauf der beste Freund des jüngeren
Sohnes im Libanon fiel, nahm sich dieser in seiner Verzweiflung das
Leben. "In der heutigen Zeit werden die Bilder, die wir von dem
jeweils anderen haben, durch das Fernsehen geprägt. Das Fernsehen
lebt aber von Bildern der Gewalt", sagt Hirshenson, "und das ist es,
wogegen wir ankämpfen."
(Israel21, Anmerkungen oder Fragen?
botschaft@israel.de)
Hello Peace im Internet:
Stop shooting, Start talking!
hagalil.com 29-07-2003 |