Das Jahr 1948 im
palästinensischen Kollektiv:
Die "Nakba" (Katastrophe)
von Samira Mazouz-Eikenberg
Nicht nur realpolitische
Fragen, sondern auch das Thema der „Erinnerung“ spielt im
israelisch-palästinensischen Konflikt eine bedeutende Rolle. Die
Geschehnisse des Jahres 1948 sind entscheidend in diesem Kontext,
insbesondere da hier eine entgegengesetzte Wahrnehmung auf israelischer und
arabisch-palästinensischer Seite festzustellen ist.
Während aus israelischer Sicht von
„Unabhängigkeitskrieg“ oder „Befreiungskrieg“ und von der Proklamation des
Staates Israel die Rede ist, wird derselbe Zeitraum aus palästinensischer
Sicht mit dem Verlust Palästinas und mit der Vertreibung und Flucht
Hunderttausender Palästinenser aus ihrer Heimat, mit dem Begriff „Nakba“,
das heißt „Katastrophe“ oder „Schicksalsschlag“ assoziiert. Die
palästinensische Gesellschaft, wie sie vor 1948 bestanden hatte, wurde
grundlegend verändert. Von den ehemals 1,4 Millionen arabischen Einwohnern
des Mandatgebiets Palästina waren rund 700.000 bis 760.000 geflohen oder
vertrieben worden.
Palästinenser leben fortan über die gesamte Welt verstreut in Europa, den
USA, Kanada, vor allem aber in den arabischen Nachbarstaaten Jordanien,
Libanon, Syrien und Ägypten, im Gaza-Streifen, der 1950 unter ägyptische
Militärverwaltung gestellt wurde, ferner in der 1948 von Jordanien besetzten
„Westbank“ und als arabische Minderheit in Israel. Die geographisch
zerstreute palästinensische Gesellschaft hatte keine Führung, verfügte über
keinerlei gemeinsame institutionelle Basis oder politische Repräsentation.
Palästina als politische Einheit existierte nicht mehr,
statt dessen waren zwei neue Staaten entstanden, Israel und das
Haschemitische Königreich Jordanien.
1948 konstituiert damit die zentrale Zäsur in der palästinensischen
Geschichte des 20. Jahrhunderts und wird als die letztlich prägende
Erfahrung für alle Palästinenser verstanden, nicht nur individuell, sondern
auch in ihrem kollektiven Bewusstsein.
Gegenstand meines Vortrags ist das symbolträchtige Jahr 1948, die „Nakba“ im
palästinensischen Kollektiv. Dabei kann ich nicht vorgeben, für das
palästinensische Kollektiv sprechen zu können, denn das ist zugegebenermaßen
ein sehr vager Begriff, und das palästinensische Kollektiv ist kein
einheitliches Ganzes, sondern selbstverständlich überaus heterogen. Des
Weiteren ist offensichtlich, dass es sehr vielfältige Formen der
Verarbeitung und des individuellen und kollektiven, privaten und
öffentlichen Gedenkens an die „Nakba“ gibt, so beispielsweise in Form von
Gedenktagen, in Liedern, Theateraufführungen, Filmen, in der Kunst,
Dichtung, Literatur und in der Geschichtsschreibung. Ich werde mich vor
allem mit der palästinensischen Historiographie und Erinnerungsliteratur
beschäftigen.
Unter „Palästina“ als geographischer Einheit verstehe ich, Maurus Reinkowski
und vielen anderen Autoren folgend, dasjenige Gebiet, das von 1923 bis 1948
von der britischen Mandatsregierung verwaltet und als „Palestine“ bezeichnet
wurde.
Selbstverständlich hat die Zäsur von 1948 in der modernen Geschichte
Palästinas eine Vorgeschichte und kann nicht losgelöst gesehen werden von
den vorangegangenen historischen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklungen Palästinas und der gesamten Region. Da ich diese Entwicklungen
nicht in ihrer Komplexität darstellen kann, verweise auf die „Geschichte
Palästinas“ von Gudrun Krämer.
Die „Nakba“ wird bei palästinensischen Autoren generell in zwei Phasen
aufgeteilt: Die erste Phase beginnt mit dem 29. November 1947, d.h. mit der
Verabschiedung der Teilungsresolution der Vereinten Nationen und endet am
14./15. Mai 1948 mit dem Ende des britischen Mandats, der
Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel und dem Einmarsch der arabischen
Armeen in Palästina. Der Wendepunkt am 14./15. Mai 1948 stellt den
Anfangspunkt der zweiten Phase dar; diese dauert bis zum Abschluss der
Waffenstillstandsverträge zwischen Israel und den fünf beteiligten
arabischen Staaten im ersten Halbjahr 1949. Die erste Phase ist die des
palästinensisch-jüdischen Kampfes, die zweite die des arabisch-israelischen.
Ausdrücklich weisen palästinensische Autoren darauf hin, dass es in der
Zeitspanne 1947 – 1949 nicht einen, sondern zwei Kriege gegeben hat.
Ausschlaggebend für den Verlust Palästinas sei jedoch die erste Phase, denn
noch vor dem Einmarsch der arabischen Armeen am 15. Mai 1948 seien die
Würfel gefallen; der Krieg war im Grunde schon verloren und die Massenflucht
hatte bereits eingesetzt.
In der palästinensischen Wahrnehmung des
Jahres 1948 lassen sich drei zentrale Grundfragen herauskristallisieren, auf
die mehr oder minder explizit in allen Werken und Artikeln palästinensischer
Autoren Bezug genommen wird: Zunächst die Frage, was im Jahr 1948
geschehen ist. Mit dieser Frage verbunden ist die Suche nach den Gründen und
Ursachen, also mit der grundlegenden Frage danach, warum es in
Palästina zur „Nakba“ gekommen ist. Offensichtlich stehen auch die
unmittelbaren Folgen der „Nakba“ im Mittelpunkt, darunter insbesondere die
Flüchtlingsproblematik. Dabei geht es um die Frage: Warum haben die
Palästinenser ihr Land verlassen? Diesen drei Fragen möchte ich mich widmen.
1. Was ist
geschehen?
1.1. Die
UNO-Teilungsresolution
Am 29. November 1947 verabschiedete die
Generalversammlung der Vereinten Nationen mit 33 zu 13 Stimmen bei 10
Enthaltungen die Resolution 181, welche die Teilung Palästinas in einen
jüdischen und einen arabischen Staat vorsah. Diese folgenreiche Resolution
war und ist aus palästinensischer Sicht zutiefst ungerecht. Festgemacht wird
diese Ungerechtigkeit an der demographischen Realität und den
Landbesitzverhältnissen zu dieser Zeit, nämlich mit dem Verweis darauf, dass
bei einer Bevölkerung von rund 1,4 Millionen arabischen Palästinensern und
600.000 Juden im Mandatsgebiet Palästina der jüdische Anteil bei einem
knappen Drittel (31%) lag. Moralische Erwägungen ungeachtet konnte es daher
auf rein rechnerischer Ebene nicht gerecht sein, dass dem arabischen Staat
lediglich 44,5% des Landes, dem jüdischen Staat aber 55,5% des Landes (und
dann auch noch die fruchtbarsten und besten Böden in der Küstenebene)
zugesprochen wurde, zumal die Juden lediglich 7% des Landes gekauft hatten
und daher ihr Eigen nennen konnten.
Schließlich wird kritisiert, dass die Mehrheit
der Bevölkerung, die arabischen Palästinenser, bei einer sie unmittelbar
betreffenden Angelegenheit nicht konsultiert wurden.
Über ihre Köpfe hinweg wurde die Teilung ihres Landes, das sie als ihre
legitime Heimat betrachteten, beschlossen.
Infrage gestellt wird auch, inwieweit man – wie in der internationalen
Literatur üblich – den Teilungsbeschluss der Vereinten Nationen als einen
„Kompromiss“ bezeichnen könne, da doch, wie der palästinensische Historiker
Walid Khalidi unterstreicht, ein Kompromiss Zugeständnisse von beiden Seiten
voraussetze. Welche Zugeständnisse aber machte die jüdische Seite? fragt er.
Die Juden stimmten Walid Khalidis Ansicht nach lediglich ihren eigenen
Forderungen zu.
Die jüdische Bevölkerung Palästinas begrüßte und feierte die Entscheidung
der Vereinten Nationen, die arabische war entsetzt. Aus palästinensischer
Sicht konnte es nicht sein, dass die Araber Palästinas die Schuld der
Europäer beglichen, die „ihre eigenen“ Juden diskriminiert und verfolgt
hatten, um ihnen dann ein Land zu schenken, das ihnen nicht gehörte.
Arabische Politiker erkannten das Leid an, das den europäischen Juden
zugefügt worden war – aber von Europäern, nicht von ihnen.
1.2. Palästinensischer Widerstand
Der Verabschiedung der UNO-Teilungsresolution folgten
palästinensisch-jüdische Auseinandersetzungen. Dazu ist in der
palästinensischen Literatur festzustellen, dass die jüdischen Kräfte als die
Aggressoren angesehen werden, auf die mit palästinensischem Widerstand
reagiert wurde. Allerdings wird der palästinensische Widerstand
unterschiedlich bewertet; einige palästinensische Autoren sprechen von
heldenhaftem Widerstand,
während einige Berichte von Zeitzeugen ein entgegengesetztes Bild
vermitteln: Hier ist die Rede davon, dass die „Widerstandskämpfer“ nicht
oder kaum gekämpft hätten und z.T. vor dem Angriff jüdischer Gruppen
flüchteten. Von palästinensischen Kollaborateuren ist ebenfalls die Rede.
In der palästinensischen Literatur sind die Mittel des palästinensischen
Widerstandes (Anschläge auf zivile Einrichtungen, öffentliche Plätze, Busse
und Restaurants), auch wenn sie noch so viele zivile Opfer forderten, nicht
umstritten. Dem Feind und Aggressor wurde mit gleichen Mitteln geantwortet,
so die Auffassung. Die Interpretationen und Bezeichnungen von Anschlägen
gehen jedoch, je nach dem, ob sie von Juden oder Palästinensern verübt
wurden, deutlich auseinander. Das mag an einem Beispiel unter vielen klar
werden: In der Darstellung Walid Khalidis sind diejenigen, die am 5. Januar
1948 das (arabische) Semiramis-Hotel in Jerusalem in die Luft gesprengt und
damit den Tod von 20 Zivilisten verursacht haben, „jüdische Terroristen“.
Auf der anderen Seite wird die mit Hilfe einer Autobombe verursachte
Explosion in den Büros der (jüdischen) „Palestine Post“, bei der gleichfalls
20 Zivilisten starben, als „palästinensischer Widerstand“ bezeichnet.
Dieser doppelte Standard ist in der israelischen Geschichtsschreibung ebenso
zu bemerken. Bis heute handelt es sich um ein hochaktuelles Thema, ob
Selbstmordanschläge unter die Definition von „Terror“ oder „Widerstand“
fallen.
1.3. Dair Yasin
Ein zentraler Topos in der palästinensischen Wahrnehmung in Bezug auf die
„Nakba“ ist das Massaker von Dair Yasin, das am 9. April 1948 von
Mitgliedern der jüdischen paramilitärischen Verbände „Lehi“ und „Irgun“
verübt wurde. Das Massaker des bei Jerusalem gelegenen Dorfes taucht in
allen Studien palästinensischer Autoren zum Thema „Nakba“ auf.
Man kann daher sagen: Das Massaker von Dair Yasin fungiert unter
Palästinensern als das Symbol für die Unmenschlichkeit des jüdischen
Gegners und für das eigene Leid. Palästinensische Autoren heben den
friedlichen Charakter des Dorfes hervor, das Nichtangriffsabkommen mit den
umliegenden jüdischen Siedlungen abgeschlossen hatte. Das unmenschliche und
unmoralische Vorgehen der Verbände „Lehi“ und „Irgun“ ist ein durchgängiges
Motiv. Es wird daran festgemacht, dass zwischen bewaffneten
Widerstandskämpfern, Frauen, Kindern und alten Menschen nicht im
geringsten differenziert wurde. Ferner wird
dargestellt, dass einige Schulmädchen vergewaltigt und verstümmelte
Leichname in Brunnen geworfen wurden. Als Ausdruck von großer
Abscheulichkeit wird interpretiert, dass die Gefangenen von Dair Yasin
(wiederum Männer, Frauen und Kinder, etwa 150 an der Zahl) auf Lastwagen
geladen und in einem „Siegeszug“ durch die jüdischen Viertel Jerusalems
gefahren wurden, wo sie von den jüdischen Bewohnern beschimpft und bespuckt
wurden, um schließlich im arabischen Teil Jerusalems abgeladen zu werden,
damit sie erzählten, was ihnen widerfahren sei.
Die Anzahl der Opfer des Massakers, die in der palästinensischen, aber auch
in der internationalen Literatur fast ausnahmslos auf 240 bis 250 beziffert
wird, ist inzwischen von zwei palästinensischen Autoren in Frage gestellt
worden. Im Jahr 1987 wurde im Rahmen einer von der Bir Zeit Universität
herausgegebenen Monographieserie zu zerstörten palästinensischen Dörfern ein
Band zu Dair Yasin veröffentlicht.
Diese Studie basiert auf Interviews mit Überlebenden, die selbst eine
geringere Zahl von 110 Opfern angaben. Einige Jahre später hat der
palästinensische Historiker Walid Khalidi in seinem arabischsprachigen Buch
zu Dair Yasin, ebenfalls basierend auf Interviews mit Überlebenden, darunter
mit den Notabeln des Dorfes, die Zahl der Opfer auf 100 beziffert. Für
Khalidi steht fest, dass die Überlebenden des Dorfes selbst am besten die
„wahre“ Zahl kennen müssen, und diskutiert die Frage, wer die höhere und
seiner Auffassung nach falsche Zahl in Umlauf gebracht habe und welche
Motivationen dabei zugrunde lagen:
Nach Khalidis Interpretation haben „Irgun“ und „Lehi“ selbst die Zahl von
245 Toten in Umlauf gebracht, als sie am Abend des Massakers eine
Pressekonferenz einberiefen, um ihren „militärischen Sieg“ kundzutun. Die
von ihnen bewusst übertriebene Zahl sei sowohl von jüdischen als auch von
britischen, palästinensischen und arabischen Quellen übernommen und noch am
selbigen Abend von der BBC in alle Welt verbreitet worden. Für die
„übertriebene Vergrößerung“ der Opferzahlen lagen Khalidi zufolge zwei
Motivationen zugrunde: Erstens strebten „Lehi“ und „Irgun“ Anerkennung und
Einfluss in der jüdischen Gemeinschaft in Palästina an und wollten ihre
Bedeutung gegenüber der mächtigeren „Hagana“
behaupten. Zweitens bezweckten sie damit die gezielte Einschüchterung und
Abschreckung der palästinensischen Bevölkerung. Auf palästinensischer Seite
wurde Khalidis zufolge der große Fehler begangen, die Darstellung der Täter
und Angreifer zu übernehmen. Bezüglich der Implikationen, die eine
beträchtlich kleinere Zahl an Opfern für die Symbolkraft Dair Yasins haben
könnten, unterstreicht der Autor, dass nicht die Anzahl der Toten maßgeblich
sei – so wie es beim symbolträchtigen „Bloody Sunday“ in Nordirland auch
nicht um die Anzahl der Toten gehe, die im übrigen sehr viel geringer
gewesen sei als die der Opfer in Dair Yasin.
1.3. Flucht und Vertreibung
Angst und Verunsicherung wegen des Kriegszustands und die Flucht eines
erheblichen Teils der palästinensischen Bevölkerung aus ihrer Heimat nehmen
neben dem Massaker von Dair Yasin einen breiten Raum in den
palästinensischen Darstellungen zur „Nakba“ ein. Nicht nur die Ursachen der
Flucht, sondern auch der Vorgang selbst werden thematisiert.
Zur Beschreibung des Aufbruchs zur Flucht, der
sich gemäß den Berichten von Fall zu Fall sehr unterschiedlich gestaltete,
gehört das Motiv, demzufolge die Flüchtenden fest davon überzeugt waren, die
Flucht sei nur vorübergehend. Sie hofften, die arabischen Armeen würden
siegen und sie könnten bald in ihre Häuser zurückkehren. Daher nahmen sie –
sofern es ihnen überhaupt möglich war – nur wenige Dinge mit.
Die palästinensische Autorin Ghada Karmi weist auf den Verlust immaterieller
Werte wie Familienfotos, Erinnerungsstücke etc. hin und spricht davon, dass
ihre Familie ihre gesamte Geschichte zurückgelassen hat, während ein anderer
Autor, Khalil as-Sakakini, den Verlust seiner für ihn unersetzlichen
Bibliothek bitter beklagt. Im Exil in Ägypten fragt er sich, was in der
Zwischenzeit mit seinen Büchern geschehen ist: Wickeln die Gemüsehändler
ihre Zwiebeln in das Buchpapier ein?
Fotos von Menschen auf der Flucht sind in der palästinensischen Literatur
relativ zahlreich. Wenn es sie gibt, zeigen sie Menschen mit ihren
Habseligkeiten auf Karren, Menschenmengen auf Booten im Hafen von Jaffa und
Lastwagenkonvois voller Flüchtlinge. Es mag nicht verwundern, dass als das
häufigste Bild-Motiv in der von mir eingesehenen palästinensischen Literatur
ein schwarz-weißes Foto ist, das ein Flüchtlingslager, Zufluchtsort vieler
palästinensischen Flüchtlinge, darstellt. Diese
Art Flüchtlingslager scheint für viele palästinensische Autoren die Nakba
zu symbolisieren.
Aufschlussreich sind die vom Willy-Brandt-Zentrum in Jerusalem
durchgeführten Seminare „Entscheidung für Geschichte“ mit palästinensischen
Jugendlichen und jungen Erwachsenen (aus Gaza, Nazareth, Ramallah,
Ost-Jerusalem), deren Geschichtsbild von der „Nakba“ eine enge Verknüpfung
von „Nakba“ und Flüchtlingslager zu bestätigen scheint. Im Frühling 2002
hatte ich die Gelegenheit, eines dieser Seminare mitzuverfolgen. Die
Teilnehmer werden dazu aufgefordert, sich zum Zweck der Beschreibung der
letzten hundert Jahre für 15 Bilder assoziativ und aus der Erinnerung heraus
im Konsens zu entscheiden. Betrachtet man die Ergebnisse, so ist zu
beobachten, dass sich fast alle palästinensischen Gruppen unabhängig
voneinander darauf einigten, die „Nakba“ mit dem Bild eines
Flüchtlingslagers zu dokumentieren. Angesichts dieser Einmütigkeit stellt
sich die unmittelbare Frage, welche Bilder in palästinensischen Medien und
Schulbüchern in Bezug auf die „Nakba“ vermittelt werden. Die Seminare des
Willy-Brandt-Zentrums werden auch mit israelischen Jugendlichen und jungen
Erwachsenen durchgeführt: Sie wählen für das Jahr 1948 zumeist die
Proklamation Israels und als Sinnbild dafür die israelische Fahne.
Die Ergebnisse dieser Seminare
sind im Internet einsehbar.
Das was 1948 in Palästina geschehen ist, vergleicht der palästinensische
Autor Fawaz Turki mit einer griechischen Tragödie und an anderer Stelle mit
einer zerplatzenden Blase („bubble“), während Jamil Toubbeh eine
andere Metapher findet: Für ihn ist das Vorgefallene mit einer
Vergewaltigung zu vergleichen. Ghada Karmi berichtet, dass für ihre Mutter
im April 1948 (dem Zeitpunkt ihrer Flucht aus Jerusalem) die Zeit abrupt
stehen geblieben sei. Arif al-Arif schließlich bemerkt, die „Nakba“ der
Palästinenser überschreite das Beschreibbare, und gibt so seiner
Sprachlosigkeit Ausdruck.
Dennoch verfasste ausgerechnet er ein sieben Bände umfassendes monumentales
Werk zu diesem Thema und bemühte sich darin zu vermitteln, was und warum es
passierte.
2. Warum ist es
geschehen?
Die Frage danach, warum die palästinensische Gesellschaft von einer
derartigen Katastrophe getroffen werden konnte, ist für viele Palästinenser
grundlegend, entsprechend zahlreich sind die vorgebrachten
Erklärungsversuche. Auf der Suche nach den Ursachen werden einerseits
externe Faktoren bemüht, welche die „Nakba“ auf äußere Entwicklungen sowie
auf fremdes Zutun zurückführen und den Palästinensern keine Rolle beim
Zustandekommen der Katastrophe und kein Selbstverschulden beimessen.
Andererseits werden interne Faktoren angeführt, das heißt Erklärungen,
welche die „Nakba“ als Resultat der eigenen strukturellen Schwäche,
hausgemachter Fehler und Versäumnisse betrachten. Eng verbunden mit dem
Bestreben, Gründe für die „Nakba“ zu finden, ist die Suche nach den
Verantwortlichen, die wiederum oft mit Kritik und Vorwürfen, zuweilen mit
Schuldzuweisungen einhergeht.
3. Weshalb haben die
Palästinenser ihr Land verlassen?
Zahlreich sind die Bemühungen, das schwer
fassbare Phänomen der „Flüchtlingsproblematik“ oder „Flüchtlingsfrage“
begreifbar zu machen, dass 700.000 bis 760.000 Palästinenser und damit gut
die Hälfte der Palästinenser im Mandatsgebiet Palästina die Flucht ergriffen
oder vertrieben wurden. Die Eindringlichkeit, mit der palästinensische
Autoren die Frage nach den Ursachen stellen, ist vermutlich dadurch zu
erklären, dass das „Flüchtlingsproblem“ als nicht abgeschlossen erachtet
wird, da es nach wie vor ungelöst ist. Häufig verknüpft mit der Frage nach
den Verantwortlichen oder Schuldigen und der Forderung nach einem
Rückkehrrecht, stellt die Flüchtlingsfrage eine politisch brisante Thematik
im palästinensisch-israelischen Konflikt dar. Abseits davon jedoch ist die
Klärung für palästinensische Autoren vermutlich deshalb so wesentlich, da
die Ursachen kontrovers sind. Offensichtlich wollen sich viele
palästinensische Autoren von einer als falsch empfundenen Version abgrenzen
und den eigenen Standpunkt begründen.
Folgende Gründe lassen sich aus Werken und
Artikeln palästinensischer Autoren herausfiltern: Zum einen besteht Konsens
darüber, dass die Palästinenser mehrheitlich vertrieben wurden und nicht
„freiwillig“ flüchteten. Diesbezüglich findet eine deutliche Abgrenzung von
der als „offizieller israelischer Standpunkt“ bezeichneten Behauptung statt,
die arabischen Führer selbst hätten die Palästinenser dazu aufgerufen, das
Land zu verlassen.
Als Gegenargument dienen die auf der systematischen Untersuchung von Presse-
und Radiomaterial aus der betreffenden Zeit basierenden Artikel von Erskine
Childers „The Other Exodus” und Walid Khalidi „Why Did the Palestinians
Leave?“
Zum anderen wird auf die diversen
Vertreibungsmethoden des jüdischen Gegners hingewiesen, darunter
psychologische Kriegführung und gezielt verübte Massaker. Ihnen lagen jedoch
nach Auffassung einiger Autoren keine militärisch-strategische Erwägungen
allein zugrunde, sondern ein lange zuvor konzipierter und in der
zionistischen Ideologie verwurzelter Plan, die Bevölkerungsverhältnisse in
Palästina drastisch hin zu einer jüdischen Bevölkerungsmehrheit zu
verändern. Zionistische Pläne, die palästinensische Bevölkerung in andere
Länder zu „transferieren“, seien 1948 in eine Strategie der Vertreibung
umgesetzt worden, so die Vorstellung des palästinensischen Politologen Nur
Masalhas.
Als Beleg dafür dienen a) belegte und nicht belegte Zitate führender
Zionisten (so z.B. der Satz: „Ein Land ohne Volk für ein Volk ohne Land“)
und b) die im April bis Mai 1948 verwirklichte Strategie der „Hagana“ namens
„Plan D“ („Tochnit Dalet“).
Die Frage der zugrunde liegenden Intention bei der Vertreibung ist jedoch
umstritten. Während Issa Khalaf die Schlussfolgerung von Benny Morris
übernimmt, die Flucht sei vorwiegend ein Resultat der
Kriegsumstände,
grenzen sich Masalha und andere palästinensische Autoren dezidiert davon ab,
ebenso wie von der Vorstellung, die palästinensischen Flüchtlingsströme
könnten die Führung des „Yishuv“ überrascht haben.
4. Fazit
Zum Abschluss möchte ich auf einige
Kennzeichen der palästinensische Geschichtsschreibung und
Erinnerungsliteratur zum Jahr 1948 eingehen:
„Tunnelblick“
Erkennbar ist, dass nicht versucht wird, die
Perspektive der Gegnerseite („der Juden“, „der Zionisten“ oder „der
Israelis“) zu ergründen und zu präsentieren. Ausführungen zum Zionismus sind
hauptsächlich von einem selektiven Umgang mit einigen wenigen Zitaten
geprägt und nicht von einer profunden Auseinandersetzung. Die Geschichte der
Juden in Palästina, aber auch ihre Positionen und Strategien in den
palästinensisch-jüdischen Auseinandersetzungen bzw. im arabisch-israelischen
Krieg werden erstens nicht differenziert gesehen und zweitens nur mit Blick
auf das Leid thematisiert, das den Palästinensern zugefügt wurde.
Deutlich ist, dass die Geschichte des Jahres 1948 als palästinensische
Geschichte dargestellt wird, nicht als gemeinsame Geschichte von
Palästinensern und Juden. Der Historiker Beshara Doumani hat mit
Bezug auf die Geschichtsschreibung zum Osmanischen Reich von einem
„Tunnelblick“ (tunnel vision) gesprochen.
Wie es scheint, ist dieser Begriff auch für die Historiographie zur „Nakba“
zutreffend. Dieser „Tunnelblick“ kennzeichnet allerdings nicht nur die
palästinensischen Historiographie, sondern ist
auch in der israelischen Historiographie festzustellen. Diese die jeweils
andere Seite ausschließende Sichtweise wird seit neustem von einigen
palästinensischen Intellektuellen (Issam Nassar, Yezid Sayigh und des vor
kurzem verstorbenen Edward Said) kritisch bewertet. Sie fordern, dass
Palästinenser und Israelis ihre Geschichte als gemeinsame Geschichte
begreifen.
Beweisführung
Betrachtet man die Darstellungen
palästinensischer Autoren im Hinblick auf die Essenz ihrer Aussagen zur
„Nakba“, so wird deutlich, dass es im Kern um Beweisführung, um Recht oder
Unrecht, um Schuld und Verantwortung geht. Deutlich ist das Bestreben, den
Nachweis historischer Berechtigung und legitimer Ansprüche auf das Land zu
erbringen, aus dem 1948 Hunderttausende Palästinenser flüchten mussten und
in das sie nicht zurückkehren dürfen. Es gilt ganz offensichtlich zu
beweisen, dass der arabischen Bevölkerung Palästinas in hohem Maße Unrecht
zugefügt wurde und dass ihr Leid internationale Anerkennung verdient. Es
ist, als würden die Autoren für ein (vorerst fiktives) Gerichtsverfahren
Zeugenaussagen machen und Material für eine Anklage sammeln.
In diesem fiktiven Gerichtsverfahren, um bei dem Bild zu bleiben, sehen
palästinensischen Autoren die Palästinenser eindeutig als Opfer. Dies geht
aus ihren Beschreibungen der „Nakba“ klar hervor, in denen der ungerechte
UNO-Teilungsplan, die parteiische Politik der britischen Mandatsmacht, das
unbarmherzige Vorgehen des Gegners, das unmenschliche Massaker in Dair Yasin
und die gewaltsame Vertreibung eines großen Teils der palästinensischen
Bevölkerung zentrale Themen sind. Diese Selbstsicht als Opfer bedeutet bei
vielen Autoren, dass die Palästinenser keinerlei aktive Rolle in der „Nakba“
spielten. Andererseits gibt es Autoren, so z.B. Rashid Khalidi und Issa
Khalaf, die zwar nicht die Anklagebank verlassen, aber durchaus ein
Selbstverschulden einräumen. Sie begreifen die palästinensische Führung und
Bevölkerung auch als Akteure, die eine Verantwortung für ihr Handeln oder
unterlassenes Handeln tragen. Allerdings würde keiner der ausgewählten
Autoren so weit gehen, den Palästinensern die Hauptverantwortung für ihr
eigenes Leid zuzuweisen: Die Palästinenser sind aus ihrer Sicht eindeutig
nicht die Verursacher ihres eigenen Leides.
Die Auseinandersetzung mit den
„neuen“ Historikern in Israel
Schließlich noch eine Beobachtung: Es geht um
die Auseinandersetzung palästinensischer Autoren mit den „neuen“ oder
„revisionistischen“ Historikern in Israel (u.a. Simcha Flapan, Benny Morris,
Ilan Pappe, Tom Segev, Avi Shlaim). Diese „neuen“ Historiker haben seit den
ausgehenden 1980er Jahren auf der Grundlage von israelischem Archivmaterial
die offizielle israelische Darstellung bezüglich des Jahres 1948 grundlegend
hinterfragt.
Ich gehe davon aus, dass die Auseinandersetzung palästinensischer Autoren
mit den „neuen“ Historikern in Israel der palästinensischen
Geschichtsschreibung neue Impulse gegeben hat und auch den Ruf nach einem
palästinensischen Pendant zu den „neuen“ israelischen Historikern laut
werden ließ.
Dass der palästinensische Autor Musa Alami im Jahr 1949, unmittelbar nach
der „Nakba“, auf weit weniger Literatur zum Thema zurückgreifen konnte, als
dies für Sharif Kanaana im Jahr 2000 möglich war, ist offensichtlich. Doch
hinsichtlich der herangezogenen Quellen ist eine bedeutende Konstante und
zugleich ein wesentlicher Unterschied festzustellen: Beide Autoren konnten
nicht auf die Archive der am Krieg beteiligten arabischen Staaten und auf
die palästinensischen Akten zurückgreifen; sie sind für die Jahre 1947 bis
1949 nach wie vor geschlossen. Worauf sich aber Kanaana im Gegensatz zu
Alami zumindest theoretisch hätte stützen können, sind die seit den 1980er
Jahren geöffneten Akten und Archive in Israel. Für die palästinensische
Historiographie hat sich durch die Öffnung der israelischen Archive eine
wichtige Veränderung ergeben, denn sie ermöglichten eine „neue“ israelische
Geschichtsdeutung, welche die palästinensische Version der „Nakba“ zumindest
teilweise bestätigt. Offensichtlich ist, dass sich palästinensische Autoren
in ihren Beiträgen neueren Datums vielfach auf die Bücher der „neuen“
israelischen Historiker stützen – dies bedeutet aber nicht, dass sie
zwangsläufig unkritisch übernommen würden. Eine kritische Bewertung erfährt
insbesondere Benny Morris’ Buch “The Birth of The Palestinian Refugee
Problem”, die sich v.a. auf Morris’ Schlussfolgerung bezieht, die Flucht der
Palästinenser sei eine Folge der Kriegsumstände gewesen.
Dennoch hat Salih Abd al-Jawwad von einer „große Annäherung“ der
palästinensischen und der „neuen“ israelischen Geschichtsschreibung
hinsichtlich des entscheidenden Jahres 1948 gesprochen,
eine Annäherung, die auch real in eine Zusammenarbeit zwischen
Wissenschaftlern beider Seiten mündete. Seit 1998 trifft sich eine Gruppe
palästinensischer Wissenschaftler und israelischer „neuer“ Historiker, um
sich über diverse Fragestellungen auszutauschen. Das Ziel dieser Gruppe ist
es Ilan Pappe zufolge, Brücken zu schlagen, d.h. einen „bridging
narrative“ hervorzubringen.
Doch auf absehbare Zeit bleiben die Arbeitsbedingungen ungleich. Das gilt
für die Verfügung über Materialien, für die wissenschaftlichen Einrichtungen
und für die politische Asymmetrie zwischen beiden Seiten. Ein wesentlicher
Aspekt scheint das vorherrschende Gegenwartsbewusstsein zu sein, das die
Wahrnehmung der Vergangenheit prägt und beeinflusst. Die Aussage Issam
Nassars, die Nakba sei für die Palästinenser noch nicht abgeschlossen,
ist entsprechend vor dem Hintergrund des nach wie vor andauernden heftigen
israelisch-palästinensische Konflikts und der seit über 50 Jahren ungelösten
Flüchtlingsfrage zu verstehen. Vielleicht ist es, wie die an der
palästinensischen Bir Zeit-Universität lehrende deutsche Politologin Helga
Baumgarten annimmt, daher noch zu früh, eine revisionistische
palästinensische Historiographie zu erwarten.
Dagegen ist in der modernen palästinensischen Literatur und Dichtung eine
sprachlich sehr aussagekräftige und kritische Auseinandersetzung mit der
„Katastrophe“ der Palästinenser zu beobachten, die sich mit den Namen Emil
Habibi, Gassan Kanafani, Anton Shammas und Mahmud Darwish verbindet, um nur
die prominentesten Namen zu nennen.
Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Martin Buber, der einmal sagte:
„Das Prinzip des Dialogs beruht auf der Erkenntnis, dass auch der Andere,
der uns gegenübersteht und unser Leben berührt, eine Geschichte zu erzählen
hat, die vielleicht nicht weniger ergreifend und sicher nicht weniger
wirklich ist als die unsere.“
Die Islamwissenschaftlerin Samira Mazouz-Eikenberg hielt diesen Vortrag
am 14.10.2003 im Rahmen einer Veranstaltungsreihe der
„Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe München“. Aus Platzgründen wird
er leicht gekürzt abgedruckt.
Die genaue Zahl der Flüchtlinge ist umstritten und basiert auf
Schätzungen. Zahlen rangieren von 500.000 bis 800.000 Flüchtlingen,
wobei zumeist eine Zahl zwischen 700.000 und 760.000 genannt wird.
Zur Diskussion um Flüchtlingszahlen siehe u.a. Benny
Morris: The Birth of the Palestinian Refugee Problem. Cambridge u.a.
1987, S. 297-298; Walid Khalidi: All That Remains.
The Palestinian Villages Occupied and Depopulated by
Israel
in 1948. Washington 1992, S. 581-582, und Janet
L. Abu-Lughod: The Demographic Transformation of Palestine”, in: Ibrahim
Abu-Lughod (ed.): The Transformation of Palestine.
Essays on the Origin and Development of the Arab-Israeli Conflict.
Evanston 1971, S. 139-163.
Siehe dazu Helga Baumgarten: Palästina: Befreiung in den Staat.
Frankfurt a.M., 1991, S. 48 f.
Vgl. Maurus Reinkowski: Filastin, Filistin und Eretz Israel. Die späte
osmanische Herrschaft über Palästina in der arabischen, türkischen und
israelischen Historiographie. Berlin 1995, S. 9.
Gudrun Krämer: Geschichte Palästinas. Von der osmanischen Eroberung bis
zur Gründung des Staates Israel. München 2002.
Elias Sanbar: Palestine 1948. L’
expulsion. Washington, 1984, S.
183-184; Rashid Khalidi: The Palestinians and 1948:
the underlying causes of failure”, in: Eugene L. Rogan / Avi Shlaim
(eds.): The War for Palestine. Rewriting the History
of 1948.
Cambridge, 2001, S. 12-36;
Sami Hadawi: Bitter Harvest. Palestine between
1914-1967. New York 1967, S. 103; Musa Alami: The Lesson of
Palestine, in: The Middle East Journal 3, 1949, S. 374.
Nafiz Nazzal: The Palestinian Exodus from
Galilee 1948. Beirut
1978, S. 8; Sharif Kanaana: Still on Vacation! The
Eviction of the Palestinians in 1948. Jerusalem, 2000, S. 46;
Walid Khalidi: Revisiting the UNGA Partition Resolution”, in: Journal of
Palestine Studies 27, 1997, S. 11-13, und ders.:
Before Their Diaspora. A Photographic History of The
Palestinians 1876-1948. Washington 1984, S. 305.
Vgl. Fawaz Turki: The Disinherited. New York, London
1972, S. 18, W. Khalidi: Revisiting the UNGA Partition Resolution, S. 5
und 15; ders.: Before Their Diaspora, S. 305;
Reja-e Busailah: The
Fall of Lydda, 1948: Impressions and Reminiscences, in: Arab Studies
Quarterly 3, 1981, S.
124.
W. Khalidi: Revisiting the UNGA Partition Resolution,
S. 9 und 15-16. Ganz ähnlich argumentieren Issa Khalaf: Politics
in Palestine. Arab
Factionalism and Social Disintegration 1939-1948. New York 1991, S. 245
und S. Hadawi, a.a.O., S. 95.
So insbesondere Arif al-Arif: an-Nakba. Nakbat bait al-maqdis
wa-`l-firdaus al-mafqud. 7 Bde., Sidon, 1956-1962, Band I, S. 156-169,
und Band VII, 3. Kapitel.
Elias Shoufani: The
Fall of a Village”, in: Journal of Palestine Studies 1, 1972, S.
108-121; R. Busailah, a.a.O.; Nafiz Nazzal: The Zionist Occupation of
Western Galilee, 1948, in: Journal of Palestine Studies 3, 1974, S.
58-76 und
ders.: The Palestinian Exodus.
Vgl. W. Khalidi: Before Their Diaspora, S. 324-325
und 328-329. In ganz ähnlicher Weise geht auch Arif al-Arif vor,
der „arabische Kämpfer“ „jüdischen Terroristen“ gegenüberstellt: a.a.O.,
Band I, S. 113-114, 131-132 und 187-188, Band VII, S. 140-144, 155 und
157.
„Lehi“ ist das Akronym für „Kämpfer für die Freiheit Israels“.
Untergrundorganisation unter Führung von Abraham Stern seit Sommer 1940.
„Irgun“ ist das Akronym für „Nationale Militärorganisation“ seit 1931,
die ideologisch den Revisionisten unter Führung von Vladimir (Zeev)
Jabotinsky (1880-1940) nahestand.
W. Khalidi hat Dair Yasin eine eigene Studie gewidmet: Dair Yasin
al-Jumaa, 9.4.1948. Beirut, 1999. Ein wichtiges Sujet ist Dair Yasin
außerdem bei Bayan al-Hut: al-Qiyadat wa-l-muassasat as-siyasiya fi
filastin, 1917-1948. Beirut 1981, S. 625-626; Izzat Muhammad Darwaza:
al-Qadiya al-filastiniya fi mukhtalif marahiliha. Band II, Beirut 1984
[1.
Auflage 1959], S.
129-131; Arif al-Arif, a.a.O., Band I, S. 169-176; Sanbar, a.a.O., S.
167-176; Kanaana: Still on Vacation, 6. Kapitel. Siehe ferner Turki:a.a.O.,
S. 20; Jamil Toubbeh: Day of the Long Night. A Palestinian Refugee
Remembers the Nakba. Jefferson 1998, S. 46; Hadawi, a.a.O., S. 104-105.
Vgl. W. Khalidi: Dair
Yasin, S. 87-88 und S. 98; Kanaana: Still on Vacation, S. 164-165; B.
al-Hut, a.a.O., S. 625-626; Darwaza, a.a.O., Band II, S. 129-131; Arif
al-Arif, a.a.O., Band I, S. 169-176; Sanbar, a.a.O., S. 167-176.
Sharif Kanaana und Nihad Zaytawi: Dair Yasin.
Bir Zeit, Markaz al-Wata`iq wa-`l-Abhat, 1987.
„Verteidigung“. Die Organisation wurde nach Staatsgründung zur
israelischen Armee.
W. Khalidi: Dair Yasin, S. 93-94 und 123-128.
Vgl. Busailah, a.a.O., S. 139; Nazzal: The Palestinian Exodus, S. 45;
Sanbar, a.a.O., S. 200; Toubbeh, a.a.O., S. 25.
Ghada Karmi: The 1948
Exodus: A Family Story, in: Journal of Palestine Studies 23, 1994, S.
35-36; Khalil as-Sakakini: Kada ana ya dunya.
Yaumiyat Khalil as-Sakakini,
herausgegeben von Hala as-Sakakini. Jerusalem 1955, S. 393-394.
Siehe u.a. W.
Khalidi: Before Their Diaspora, S. 344; Kanaana: Still on Vacation,
Einband, S. 199, 200; Darwaza, a.a.O., Band II,
S. 201, 280; al-Arif, a.a.O., Band VII, S. 440, 445; Yazid Sayigh:
Reflections on al-Nakba, in: Journal of Palestine Studies 28,
1998,
S. 19.
Vgl. Turki, a.a.O., S. 20 bzw. 43; Toubbeh, a.a.O., S.48; Karmi, a.a.O.,
S. 38; al-Arif, a.a.O., Band IV, S. 929.
B. al-Hut, a.a.O., S. 637. Toubbeh, a.a.O., S. 5, spricht nicht nur von
Verschwörung, sondern von einer „kollektiven internationalen Unmoral“
(collective international immorality).
Siehe dazu u.a. Alami, a.a.O., S. 373-374, Arif al-Arif, a.a.O., Band
IV, S. 862 und Band V, S. 1082 und Kanaana: Still on Vacation, S. 61-62.
Zu Punkt a) s.u.; zu b) siehe al-Arif, a.a.O., Band I, S. 179, und Band
III, S. 665; al-Hut, a.a.O., S. 638, und R. Khalidi, a.a.O., S. 24, S.
29; Alami, a.a.O., S. 383; Khalaf, a.a.O., Kapitel 2 und 3; Nazzal: The
Palestinian Exodus, S. 109. Zu Punkt c) siehe insbesondere Khalaf,
a.a.O., S. 231 und 239f.
Siehe dazu u.a. Alami, a.a.O., S. 385; B. al-Hut, a.a.O., S. 638 und
639; W. Khalidi: Before Their Diaspora, S. 313 und 240; Khalaf, a.a.O.,
S. 243-244; al-Arif, a.a.O., Band I, S. 177; Sanbar, a.a.O., S. 156;
Nazzal: The Palestinian Exodus, S. 77; Busailah, a.a.O., S. 128 und 148.
Siehe Nazzal: The Palestinian Exodus, S. 15; Sanbar, a.a.O., S. 149-153,
166 und 195-196; B. al-Hut, a.a.O., S. 639; Alami, a.a.O., S. 376-377;
Khalaf, a.a.O., S. 205-210 und al-Arif, a.a.O., Band IV, S. 786.
Vgl. Simcha Flapan: Die Geburt Israels. Mythos und Wirklichkeit. Aus dem
Amerikanischen von Karl Heinz Siber. München, 1988 [Original engl.
1987], S. 283-300. Auch palästinensische Autoren setzten sich mit der
als falsch empfundenen israelischen Version auseinander, so z.B. Sanbar,
a.a.O., S. 184; Salih Abd al-Jawad: “al-Mu’arrihun al-judud: khutwa
istikmaliya li-`l-mashru´ as-sihyauni am khutwa ula bi-`ttijah taswiyat
as-siraa?”, in: as-Siyasa al-filastiniya 7, 2000, S. 93-94 und Rashid
Khalidi: a.a.O., S. 15.
Siehe Walid Khalidi: Why did
the Palestinians leave? An Examination of the
Zionist Versions of the Exodus of ´48. In: Middle East Forum, 35,
1959, S. 21; Salih Abd al-Jawad, a.a.O., S. 93; Turki, a.a.O., S. 21;
Khalaf, a.a.O., S. 213; Sanbar, a.a.O., S. 195; Hadawi, a.a.O., S. 111;
Kanaana: Still on Vacation, S. 36-37; Nur Masalha: Expulsion of the
Palestinians. The Concept of „Transfer“ in
Zionist Political Thought 1882-1948, Washington 1999 [1.
Auflage 1992], S. 207; Nazzal: The
Palestinian Exodus, S. 102.
Erskine Childers: The Other Exodus, in: Walid Khalidi
(ed.): From Haven to Conquest.
Readings in Zionism and the Palestine Problem until
1948.
Beirut 1971, S. 795-803. Walid Khalidi: Why did the Palestinians leave?,
S. 21-24 und 35.
W. Khalidi hat “Plan D” einen Artikel gewidmet: Plan
Dalet: Master Plan for the Conquest of Palestine, in: Journal of
Palestine Studies 18, 1988, S. 4-70. Siehe auch Sanbar, a.a.O.,
S. 164; Masalha, a.a.O., S. 177-178 und 185; Kanaana: Still on Vacation,
S. 73, 135-136 und Khalaf, a.a.O. (1991), S. 212, 214, 215, 229, 247,
der allerdings eine etwas andere Beurteilung des Plans vornimmt (s.u.).
Beshara Doumani: Rediscovering
Ottoman Palestine.
Writing Palestinians into
History”, in: Journal of Palestine Studies 21, 1992, S. 22.
Edward Said: Afterword: the consequences of 1948, in:
Rogan, Eugene L./Shlaim, Avi (eds..): The War
for Palestine. Rewriting the History of 1948.
Cambridge 2001, S. 218; Issam Nassar: Reflections on Writing the History
of Palestinian Identity, in: Palestine-Israel Journal 9, 2002,
S. 27, 28; Yezid Sayigh:
Reflections on al-Nakba, in:
Journal of Palestine Studies 28, 1998, S. 21.
Flapan, a.a.O.; Morris: a.a.O.; Ilan Pappe: The
Making of the Arab-Israeli Conflict 1947-1951. London, New York 1992;
Tom Segev: 1949: The First Israelis. New York, London 1986; Avi Shlaim:
Collusion across the
Jordan.
King Abdullah, the Zionist Movement, and the Partition
of Palestine.
Oxford 1988. Für mehr Angaben zur Schule der „neuen“ oder
„revisionistischen“ Historiker in Israel, die sich nicht nur mit dem
israelisch-palästinensischen Konflikt, sondern auch mit anderen Themen
(z.B. Zionismus und Shoa) beschäftigen, siehe Gulie N. Arad (ed.):
Israeli Historiography Revisited, in: History and Memory 7, 1995
[Sonderausgabe]; Laurence J. Silberstein: The Postzionism Debates. New
York und London 1999; Barbara Schäfer: Historikerstreit in Israel. Die
„neuen“ Historiker zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Frankfurt
a.M. 2000. Die „neuen“ Historiker sind innerhalb Israels umstritten und
werden teilweise heftig kritisiert. Für eine kritische Beurteilung siehe
u.a. Efraim Karsh: Fabricating Israeli History.
The „New Historians“.
London 1997.
Salih Abd al-Jawad, a.a.O., S. 96 und Gespräch am 21.03.2002 in
Ramallah. Auch Mahdi Abd al-Hadi, Issam Nassar und Salim Tamari
signalisierten ihre insgesamt positive Einstellung gegenüber den „neuen“
israelischen Historikern (Gespräche am 07.03.2002 in Jerusalem, am
21.03.2002, bzw. am 27.03.
2002 in Ramallah).
Ilan Pappe: Gespräch am 10.04.2002 in Haifa;
ders.: The Construction of a Bridged
Israeli-Palestinian Narrative.
Unveröffentlichtes Manuskript, Haifa 2002.
Issam Nassar: Gespräch am 27.03.2002 in Ramallah.
Helga Baumgarten: Gespräch am 25.03.2002 in Jerusalem.
Im Gegensatz zur palästinensischen Historiographie ist die moderne
palästinensische Literatur und Dichtung recht gut erforscht. Siehe dazu
Salma Khadra Jayyusi (Hrsg.): Anthology of Modern Palestinian Poetry.
New York, Oxford, 1992; Birgit Seekamp: Die palästinensische Kurzprosa
der Gegenwart. Eine kritische Bestandsaufnahme (Themen, Techniken,
Tendenzen). Frankfurt a.M., 1988 und Birgit Embaló / Angelika Neuwirth /
Friederike Pannewick: Kulturelle Selbstbehauptung der Palästinenser.
Survey der Modernen Palästinensischen Dichtung. Beirut, 2001, mit
umfangreicher Bibliographie zum Thema.
Martin Buber: Reden über Erziehung. Heidelberg, 1986, S. 37.
http://www.genfer-initiative.de
http://reiner-bernstein.de
hagalil.com
05-02-2004 |